Als der dritte Kommentar im Anschluss an das gestrige TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz meinte, das Ganze sei „wohl eher ein Duett als ein Duell“ gewesen, wurde mir die ganze Langweilig- und Ideenlosigkeit dieses Landes erneut bewusst, der Grund auch, warum ich gerne auf Twitter bin bei solchen Events. Da sind wenigstens noch ein paar Leute mit Resthumor und kreativen Wortspielen unterwegs.
Ja logisch war das keine „Schlacht“, schließlich arbeiten die beiden Parteien zusammen und werden das vermutlich auch noch öfter tun, wer aber „überhaupt keine Unterschiede“ zwischen Schulz und Merkel gehört hat, hat nicht richtig zugehört. Außerdem sind wir hier nicht in den USA, Politik ist kein Zirkus-Format und da bin ich auch ganz froh drüber.
Zur allgemeinen Kritik, die zurecht und besonders an die mangelhafte Themengewichtung ob der knappen Zeit ging, an die einseitige Fragestellung und an die streckenweise sowieso unsägliche Moderation … darüber will ich nicht noch mehr tippen, das haben ja gefühlt alle anderen schon getan.
Ein paar Gedanken aber, die ich für mich festhalten will:
Vor kurzer Zeit wurde an den YouTuber*innen rumgemosert, die sich für „#DeineWahl – YouTuber fragen Angela Merkel“ mit Frau Merkel vor die Kamera gesetzt hatten, um ihr Fragen zu stellen. Und klar, das fanden sehr viele erwachsene Beobachter*innen ganz grausam, das kann man ja nicht machen, die haben ja keine Ahnung, die Merkel hat die um den Finger gewickelt, blah blah …
Und dann schaue ich mir die angeblichen Vollprofis gestern an und denke: Ich fand die YouTuber*innen besser. (Und noch ganz allgemein zu dieser Kritik damals: Stimmt, YouTuber*innen sind keine Journalist*innen, Überraschung! Das waren die meisten Blogger*innen übrigens vor zehn, zwölf, fünfzehn Jahren auch nicht, und „uns“ wurde damals genau das Gleiche wie nun den YouTuber*innen vorgeworfen, wenn wir uns langsam an politische Themen gewagt haben. Und jetzt meckern also die Blogger*innen von damals über die YouTuber*innen von heute. Ebenso: Langweilig.)
In ähnlichem Zusammenhang fand ich einen Nebenschauplatz gestern sehr spannend. Eine Kanzlerin, welche die Frage nach einem Wahlrecht für 16-Jährige mit einem klaren „Nein“ beantwortet, sollte einen Sturm der Entrüstung ernten. Tut sie aber nicht. Sondern sie „gewinnt das Duell“ lt. vieler Medien. A Country for Old Men.
Außerdem: Wieso entscheidet eigentlich die Kanzlerin allein, wie oft und auf welche Art es im TV politische Debatten gibt? Klar kann sie selbst entscheiden, an welchen TV-Auftritten sie teilnimmt, aber wieso hat das Einfluss auf alle Parteien und auf das TV-Programm? Wieso können TV-Stationen nicht zwei oder drei längere TV-Formate vor der Wahl entwickeln, zu denen die wichtigsten Parteien eingeladen werden? Und wenn die Chefin das nicht nötig hat oder ihr die Regeln nicht gefallen – dann kommt sie halt nicht. Ist ja auch ’ne Ansage. Sie kann ja Jens Spahn schicken, Smiley.
Vielleicht schreibe ich morgen noch eine Wahlempfehlung. So schwer das auch immer ist. Spoiler: Die CDU wird es nicht sein. Überraschung.